Blogpost vom 20.05.2022
Turn off the Lights: Mit dem Fahrrad von Hannover nach Amsterdam
Tourbericht über meine Bikepacking-Tour von Hannover in Deutschland nach Amsterdamm in Holland in 36 Stunden und einer Übernachtung im Freien.
Tourbericht
Los ging es, recht spontan, am 17. Mai 2022. 395 Kilometer und 1.664 Höhenmeter — dem Wiehengebirge sei Dank — lagen vor mir. Zwei Tage mit einer Übernachtung hatte ich eingeplant und am Folgetag sollte es von Amsterdam aus mit dem Zug zurück nach Hannover gehen.
Ich startete gegen 08:30 Uhr in Hemmingen südlich von Hannover. Die Route ging gerade in Richtung Westen. Zuerst noch recht flach vorbei am Deister bevor es dann ab dem Wiehengebirge rund um Minden und Richtung Osnabrück deutlich hügeliger wurde. Die Sonne schien und nur der Wind kam genau aus Westen, also genau von vorne. Das sollte auch bis Amsterdam so bleiben.
Meine erste Pause machte ich nach rund 85 Kilometern an einer Frittenbude in Hüllhorst. Currywurst Pommes und ne Cola. Manchmal ist das OK. Kurz vor Osnabrück zogen kurzzeitig Wolken auf und es regnete sogar für wenige Minuten. Eine willkommene Abkühlung. Ab Lengerich, inzwischen hatte ich rund 150 Kilometer in den Beinen, ging es fast nur noch bergab bzw. durch flaches Land. Amsterdam liegt immerhin 2 Meter unter dem Meeresspiegel.
Zwischen Gronau und Enschede überquerte ich nach ziemlich exakt 220 Kilometern die Grenze von Deutschland nach Holland. Nur ein kleines Schild an der Straße deutete auf die Grenze hin. Zu übersehen war der Landeswechsel jedoch nicht. War die Autostraße in Deutschland noch breit und nur mit aufgepinselten Fahrrädern an den Seiten verschönert wurde sie in Holland für die Autos auf die Hälfte verengt. Dafür gab es nun links und rechts baulich getrennte Fahrradwege und an jeder Kreuzung spezielle Ampeln für Radfahrende. Ein Träumchen!
Gegen 21 Uhr suchte ich mir eine Stelle zum schlafen. Auf eine Isomatte hatte ich dieses Mal verzichtet und mir nur meinen Biwaksack und einen dünnen Schlafsack mitgenommen. Im Gegensatz zu meiner letzten Tour durch Deutschland sollte Kälte dieses Mal kein Problem sein. Daunnejacke, Mütze und Co. hatte ich dieses Mal auch nicht dabei. Als die Sonne um 21:25 Uhr unterging waren es immer noch fast zwanzig Grad.
In der Nacht stellte sich die Kombination aus Biwak und Schlafsack als immer noch zu warm heraus. Dafür bewährte sich der Biwaksack in ganz anderer weise: nicht als Schutz gegen Feuchtigkeit sondern als Schutz vor Raupen und Mücken. Denn diese gab es auf Grund der Jahreszeit, den Teperaturen und der Nähe zu Wald und Wasser in sehr ausreichender Menge.
Um 5:30 Uhr wachte ich — einen Wecker hatte ich mir nicht gestellt — nach einer ganz hervoragenden Nacht erst kurz nach Sonnenaufgang auf. Alles eingepackt und angezogen ging es um 5:45 weiter. Bis Amsterdam waren es nur noch 150 Kilometer. Handy und Radcomputer waren dank neuer Powerbank (Learning von meiner letzten Tour) voll geladen. Die Sonne schien und das Fahren auf ausgezeichneten Wegen in wunderschöner Landschaft machte richtig Spaß.
Nach rund 2 Stunden Fahrt, und einer kurzen Frühstückspause bei einem Bäcker, ging es noch einmal moderat den Torenberg westlich von Apeldoorn hinauf um dann auf einer mehreren Kilometer langen Abfahrt zurück auf Meereshöhe zu fahren. Von nun an war die Landschaft nur noch Flach. Der Radweg nach Almere führte direkt am Wasser entlang und auf den angrenzenden Wiesen tummelten sich zahlreiche Vögel wie Gänse, Schwäne, Kiebitze oder Graureiher. Und auch Rennradfahrerinnen und -fahrer gab es hier zahlreich und ohne es zu bemerken hatte sich einer von Ihnen seit etlichen Kilometern in meinen Windschatten gehängt. Als Dankeschön lud Herman (not a German) mich dann im Hafen von Almere auf einen Kaffee ein. Danke dafür.
Gegen 12:30 Uhr kam ich in Amsterdam an. 175 Kilometer in Holland lagen hinter mir. Und das durchgehend auf perfekten Radwegen. Egal ob auf dem offenen Land, in den Dörfern oder in Amsterdam. Das Rad ist hier wirklich das Verkehrmittel #1. Egal ob Kind oder Erwachsene, ob Holland- oder Lastenrad. Jede, Jeder und alles wird auf dem Rad transportiert und das ganz ohne Helm und Warnwesten. Kleiner Funfact: Mein Rücklicht, dass ich in Deutschland auch am Tag immer eingeschaltet habe, musste ich in Holland nach kurzer Zeit ausschalten, da ich immer angehupt wurde.
Nach einer kurzen Altstadtrunde und zwei großen Heineken ging es um 15 Uhr mit dem Zug zurück nach Hannover wo ich fast genau 36 Stunden nachdem ich gestartet war wieder angekommen bin.
Fazit: Zum Radfahren ist Holland ein Traumland — auch und gerade mit Kindern. Und ich kann mein Gepäck bei Touren bei diesem Wetter noch weiter reduzieren.
Etappen
- Hemmingen — Irgendwo zwischen Delden und Goor (NL) (250 km)
- Irgendwo zwischen Delden und Goor — Amsterdam (145 km)
Karte
Packliste
Radklamotten
- Kurze Bib Short
- Baselayer
- Kurzarm Trikot
- Regenjacke
- Socken
- Radschuhe
- Helm
- Sonnebrille
Übernachten
- Biwaksack
- Schlafsack (Günstiges Model von Aldi)
Transport
Sonstiges
- Leichte, kurze Hose und T-Shirt
- Zahnbürste/Zahnpasta
- Sonnencreme
- Mini-Blackroll
- Ersatzschlauch
- Luftpumpe
- Multifunktionswerkzeug
- Powerbank (26800mAh)
- iPhone
- AirPods
- Geld
Video
tl;dr
Sehr schöne und abwechslungsreiche Landschaft. Und Radfahren in Holland ist einfach unfassabr geil. Im Vergeich dazu ist Deutschland noch nicht mal Entwicklungsland.
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