Blogpost vom 04.09.2024
Transalp: Mit dem Fahrrad von München über die Alpen zum Gardasee
Ein Bericht über meine Bikepacking-Tour über den Jaufenpass und vorbei am Gardasee bis nach Verona und warum die Strecke fast gar nicht fahrbar gewesen wäre.
Inhalt: Etappen | Route | Tourbericht | Ernährung | Fotos | Packliste |
Etappen
Wie immer hatte ich mir vorab mit Komoot die Strecke geplant, nicht aber die Abschnitte der Tour. Ich hatte, bis auf die erste Übernachtung, lediglich ganz grob eine Vorstellung davon, in welchen Gegenden ich schalfen wollte – keine festen Pläne, nur mein Fahrrad, die Natur und der Weg vor mir. Da ich sowieso draußen schlafe, bin ich grundsätzlich komplett unabhängig. Ich hatte keinen Zeitdruck und wollte neben dem Radfahren ganz bewusst auch etwas Zeit zum Schwimmen und Espressotrinken haben. Insgesamt war ich 493 Kilometer mit rund 4.456 Höhenmetern unterwegs – aufgeteilt in drei Etappen plus Reinrollen nach Venedig am letzten Tag.
- ~ 100 Kilometer von München zum Achensee
- ~ 220 Kilometer via Brenner- und Jaufenpass ins Etschtal
- ~ 140 Kilometer mit vielen Pausen am Gardasee
- ~ 30 Kilometer nach Verona
Route
Meine Route führte von München in Richtung Süden über Bad Tölz und Lengries vorbei am Sylvensteinsee hoch zum Achensee in Österreich. Dann folgte die Abfahrt hinunter ins Inntal um dann kurz vor Insbruck die Auffahrt zum Brenner zu starten. Vom Brenner ging es hinunter nach Sterzing und dann auf rund 15 Kilometern hinauf zum Jaufenpass, dem höchsten Punkt der Route. Von hier ging es über Meran, Bozen und Trient – fast ausschließlich bergab – durchs Etschtal in Richtung Gardasee. Hier fuhr ich entlang der Ostseite ganz in den Süden, wo ich nach einem kurzen Abstecher in die Lombardei nach Osten in Richung nach Verona abgebogen bin.
Tourbericht
Tag 1, Freitag
Meine Tour begann am Freitagvormittag am Hauptbahnhof in Hannover. Von hier aus ging es mit dem ICE nach München, wo ich gegen 16 Uhr angekommen bin. Die Zeit im Zug hatte ich – flexiblem Arbeitsort sei Dank – zum Arbeiten genutzt. Dafür hatte ich mir neben Laptop etc. auch einen passenden Karton und Klebeband mitgenommen. In München packte ich dann alles nicht benötigte (Laptop, Kaffeebecher usw.) ein und schickte es per DHL-Paket direkt zurück nach Hannover.
Durch den Perlacher Forst ging es für mich dann mit ganz leichten Anstiegen raus aus München. Die Wege waren schnurgerade und top asphaltiert, es waren entsprechend viele Rennradfahrende, an einem Freitagnachmittag, unterwegs. Nach ungefähr 50 Kilometern erreichte ich bei strahlendem Sonnenschein Bad Tölz. Ab hier ging es, immer mehr oder weniger, entlang der Isar weiter nach Lengries wo ich meine erste kurze Pause beim örtlichen Edeka einlegte. Die 3er Packung Eis war schnell geschafft.
Die Landschaft der Voralpen war super schön und das Panorama lag direkt vor mir. Nach guten 65 Kilometern ging es dann hinein in die ersten kleineren Anstiege hoch zum Sylvensteinsee der sich zu dieser Tageszeit als malerisches Postkartenmotiv erstreckte und entsprechend viele Besucher anzog. Nach einer anschließenden kurzen Abfahrt erreichte ich die Österreichische Grenze. Wenig Meter vorher leitete mich meine Route noch – warum auch immer – für wenige Meter abseits der Straße über einen Schotterweg, wo ich einer Kurve mit losen Geröll, gestürtzt bin. Bis auf einen kleinen Cut am Handballen ist aber nichts passiert. Glück gehabt.
Inzwischen wurde es langsam dunkel und ich fuhr die letzten 20 Kilometer bis zum Achensee mit Licht. Mein Tagesziel, eine "Schutzhütte" am Ostufer, erreichte ich gegen 20:30 Uhr.
Tag 2, Samstag
Nach einer entspannten Nacht bei optimalen Termperaturen um die 15 Grad ging es ebenso entspannt los – mit einem erfrischenden Bad im See. Wieder auf dem Rad, startete ich die Abfahrt hinunter nach Jennbach ins Inntal. Im Inntal machte ich dann eine kurze Frühstückspause bevor es kurz vor Insbruck bei Hall in Tirol in den Anstieg zum Brenner ging. Oben angekommen gab es den ersten italienischen Espresso der Reise. In Italien immer ein Träumchen. ♥
Frisch gestärkt ging es dann auf der alten Bahnstrecke hinunter nach Sterzing um dann gegen 12:30 Uhr in den Anstieg zum Jaufenpass, den größten Anstieg der Route, zu starten. Die Temperaturen waren inzwischen wieder deutlich angestiegen und gingen steil auf die 30 Grad zu. Es sollte also warm werden.
Dank der vielen Brunnen und Wasserstellen an der Strecke ging ich mit frisch gefüllten Flaschen in die Auffahrt. Rund 15 Kilometer und ein Höhenunterschied von ca. 1.150 Höhenmetern lagen vor mir. Zu Beginn fährt man einige Serpentinen durch bewaldetes Gebiet bevor die Strecke anschließend recht gerade verläuft. Auf den letzten Kilometer, kurz nach Erreichen der Baumgrenze, folgen dann erneut einige Kurven bevor man auf 2.094 ü. N. die Passhöhe erreicht.
Insobesondere die letzten Meter hinauf waren für mich recht anstregend. Zum Einen die Temperaturen und die Sonne und zum Anderen das Gepäck am Rad. Und nicht zuletzt war ich auch nur mit einer 34/28 Übersetzung unterwegs. Ich war froh, als ich völlig verschwitz und nass oben ankahm und mich bei Pistazientorte und Cola erholen konnte. Und klar, die Aussicht ist natürlich gigantisch.
Ab jetzt sollte es tendenziell nur noch bergab gehen. Für die Abfahrt zog ich mir meine Windjacke über und machte auf den Weg hinunter nach St. Leonhard.
Von hieraus ging es zwischen Apfelbaum-Plantagen und mit recht ordentlichem Gegenwind in Richtung Meran. Schon oben auf dem Pass wurde mir angekündigt, dass die Ora aufgrund der hohen Temperaturen am Bodensee ordentlich pusten würden. Und genauso war es auch. Die Ora (italiensich "Stunde") werden warme Luftmassen genannt, welche Richtung Alpen aufsteigen und kalte Luftmassen nachziehen und so für Südwind sorgen. Nachts dreht sich dieses Phänomen um und abfallende, kalte Luft, sorgt für Nordwinde – den Pelér.
Von Meran aus ging es nun durchs Etschtal weiter nach Bozen. Hier verließ ich für einen kurzen Restaurant-Abstecher die Route und fuhr nach Branzol. Wieder zurück auf dem Etschtalradweg ging es für mich noch einige Kilometer bis kurz vor Trient weiter wo ich mir bei St. Michael an der Etsch eine Stelle zum Übernachten suchte. Nach rund 220 Kilometern packte ich neben Weinreben meine Isomatte und meinen Schlafsack aus.
Tag 3, Sonntag
Mit Sonnenaufgang saß ich wieder auf dem Rad. Es waren noch rund 50 Kilometer bis zur Nordseite des Gardasees. Nun mit dem Pelér im Rücken ging es zügig – immer noch entlang von Apfelplantagen und Weinreben – nach Trient wo ich mir auf der Piazza Duomo mit Blick auf den Palazzo Pistazien-Croissant und Espresso schmecken ließ.
Anschließend ging es weiter entlang der Etsch bevor ich bei Rovereto nach Süden in Richtung Gardsee abbog. Nach kurzem Anstieg und schneller Abfahrt erreichte ich um kurz nach 9 Uhr, bei inzwischen schon fast 30 Grad, mein Zwischenziel: den Gardasee. Am Ufer angekommen, ging es für zuerst ins Wasser. Ich und meine Klamotten hatten eine Wäsche dringend nötig.
Bis zum Nachmittag ließ ich es anschließend gemütlich angehen. Nachdem die Klamotten wieder trocken waren fuhr ich ein Stück weiter das Ostufer entlang. Südtirol hatte ich inzwischen verlassen und war in der Region Venetien. In Brenzone genoss ich das wunderschöne Hafenbecken mit vielen bunten Booten und ließ mir Pizza und Aperol Spritz schmecken, bevor es zum erneuten Baden wieder etwas weiter nach Torri den Benaco ging.
Nach einer ausgiebigen Pause in der Mittagssonne ging es am späten Nachmittag wieder aufs Rad um ganz in den Norden des Sees in die Region Lombardei zu fahren, wo ich die Zeit bis zum frühen Abend erneut am Wasser verbrachte. Während das Wasser im Norden mit den Zuflüssen aus den Bergen noch klar und kühl ist, war es hier im Norden deutlich wärmer und trüber.
Gegen 19 Uhr verabschiedete ich mich dann vom "Lago di Garda" und fuhr durch leicht hügeliges Gelände in Richtung Verona. Die Landschaft ist hier geprägt von Weinbau und ein Weingut reiht sich an das andere. Rund 30 Kilometer vor Verona, gegen 20 Uhr suchte ich mir hinter einer kleinen Kapelle auf einem Hügel eine Stelle zum Übernachten. Sogar einen Trinkbrunnen mit fließendem Wasser gab es hier. Also eigentlich ziemlich perfekt. Bis ich tatsächlich eingeschlafen war, dauerte es allerdings noch einige Stunden. Denn auch kurz nach Sonnenuntergang waren es immer noch 33 Grad. An Schlaf war nicht zu denken und weiterfahren war auch keine Option, da ich ja nur noch ein kurzes Stück vor mir hatte und mein reservierter Zug erst am nächsten Mittag fuhr. Irgendwann gegen 1 Uhr bin ich dann aber eingeschlafen.
Tag 4, Montag
Bei Sonnenaufgang ging es nach einer extrem heißen Nacht mit wenig Schlaf auf die letzten 30 Kilometer durch Weinreben hinein nach Verona wo ich ziemlich genau um 8 Uhr angekommen bin. Noch war in der Stadt fast nichts los. Für mich ist es immer wieder etwas besonderes, eine Stadt im Aufwachen zu erleben ganz abseits der üblichen Touristen-Zeiten. Schon im letzten Jahr ging es mir bei meiner Tour nach Venedig ganz ähnlich.
Ich zog mich auf der noch leeren Piazza Brá um und machte mich dann in kurzer Hose und T-Shirt auf den Weg zum ersten Espresso des Tages. Anschließend schlenderte ich durch die langsam voller werdende Stadt, legte eine Pause am Ufer der Etsch ein, beobachtete das Treiben bei einem Aperol Spritz und genoss etwas später eine letzte italienische Pizza und einen Espresse bevor es für mich um kurz nach 13 Uhr mit dem Zug über den Brenner zurück nach München ging.
Gegen 18:30 Uhr in München angekommen stand noch ein kurzer Verwandschaftsbesuch auf dem Programm bevor ich um 23 Uhr in den Zug zurück nach Hannover stieg, wo ich (fast) pünktlich um kurz nach 5 Uhr ankam. Wieder in einer Stadt im "Aufwachen".
Mit frischen Brötchen im Gepäck ging es dann zum Frühstück nach Hause und pünktlich um 8 Uhr startete der Arbeitstag. Alles perfekt geklappt.
Fazit
Es war eine wirklich schöne Tour mit tollen Landschaften. Bis auf kleine Zugverspätungen und den Sturz am ersten Tag hat alles super geklappt. Auch die Hauptverpflegung über Iso-Getränke hat für mich gut funktioniert und ich hatte nie das Gefühl von Erschöpfung.
Und warum wäre die Tour jetzt fast nicht fahrbar gewesen? Ich hatte überhaupt nicht auf dem Schirm, dass am Sonntag der Ötztaler Radmarathon stattgefunden hat und dieser sich an entscheidenen Stellen mit meiner Route überschnitt. Hätte ich es also zu Beginn etwas entspannter angehen lassen, und mir den Jaufenpass erst für Sonntag vorgenommen, wäre ich nicht weiter gekommen. Die Strecke war voll gesperrt. ;-)
Ernährung
Für die Verpflegung beim Fahren selbst, hatte ich mir vorab kleine Tütchen mit Iso-Pulver abgefüllt, sodass ich diese in passenden Portionen in meine Radflaschen füllen konnte und immer eine Flasche mit Iso (ca. 70gr Kohlenhydrate) und eine Flasche mit Wasser am Rad hatte.
- 2 Stück Apfelkuchen + 1 große Portion Nudeln auf der Hinfahrt, 1,6 Liter Wasser, 1,6 L Iso, 3 Magnum-Eis, 1 Banane und 1 Packung Waffelröllchen unterwegs.
- 4,8 L Wasser, 4,8 L Iso, 1 Laugenstange, 1 Gebäck, 2 Espresso, 1 Banane, 2 Mozarella-Brötchen, 1 Stück Pistazientorte, 0,4 L Cola, 3 Müsliriegel, 1 Pizza-Fungi und 1 Aperol Spritz.
- 2,4 L Wasser, 4,8 L Iso, 1 Pistazien-Croissant, 1 Espresso, 1 Nektarine, 1 Pfirsich, 1 Aperol Spritz, 1 Pizza-Margherita, 1 Banane und 2 Mozarella-Brötchen.
- 2,4 L Wasser, 0,8 L Iso, 3 Espresso, 1 Aperol Spritz und 1 Pizza-Margherita – und abends dann noch Brezn und Brötchen mit Käse und Leberkäs.
Fotos
Packliste
Am Körper
- Socken
- Radschuhe (Giro Rumble VR)
- Trägerhose, kurz
- Trikot, kurz
- iPhone
- Mini-Stativ
- Helm
- Brille, selbsttönend
Am Rad
- 2 Flaschen á 800ml
- Frontlicht (Lezyne 115 Pro)
- Rücklicht (Bontrager Flare R)
- Wahoo Elemnt Roam
- Ortlieb Satteltasche (11 Liter)
- Isomatte
- Ersatzschlauch, Flickzeug, Kettenschloss, Multitool und Luftpumpe
- Kurze Hose
- T-Shirt
- Fleecejacke
- Wind-/Regenjacke
- Handschuhe
- Badehose
- Handtuch
- Ortlieb Lenkertasche (9 Liter)
- Ortlieb Accesory-Pack (3,5 Liter)
- Kreditkarte
- Bargeld
- Ausweis
- Powerbank (26.800mAh)
- Zahnbürste/Zahnpasta
- Arschcreme
- Mini-Rucksack
- Mini-Taschenmesser
- Pflaster
- Zeckenzange
- Sonnencreme
- Kopfhörer
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