Bikepacking und Overnighter: Meine Tipps, Tricks und häufig genutzen Tools in der Übersicht

Beitrag vom 08.09.2025 | Lesezeit wird berechnet...

Bikepacking und Overnighter: Meine Tipps, Tricks und häufig genutzen Tools in der Übersicht

In diesem Beitrag habe ich meine Erfahrungen der letzten Jahre rund um Packliste, Tourenplanung und Co. fürs Bikepacking sowie mein typisches Setup zusammengefasst.

Inhalt:
Routenplanung | Taschen & Gepäck | Packliste | Übernachten | Webseiten & Apps für ÜbernachtungsplätzeErnährung & Verpflegung | Meine Must-haves

Für dich ganz wichtig vorab: Grundsätzlich gibt es beim Bikepacking – wie bei vielen anderen Dingen im Leben – kein Richtig oder Falsch. Es kommt immer darauf an. Am Ende muss das Setup für dich und deine individuellen Anforderungen passen.

Mein typisches Ortlieb-Setup mit Satteltasche, Lenkertasche und Accessory-Pack
Mein typisches Ortlieb-Setup mit Satteltasche, Lenkertasche und Accessory-Pack

Ich selbst bin beim Bikepacking eher minimalistisch unterwegs: ausschließlich im Schlafsack und Biwaksack, und auch bei Wechselkleidung bin ich sparsam. Für mich gilt definitiv: Weniger ist mehr. Zumal ich bislang nur in Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Österreich und Italien unterwegs war – also in Gegenden, in denen es im Notfall immer Geschäfte oder eine Unterkunft gibt.

Die einzige Regel die immer und für alle gilt:

Hinterlasse die Natur so, wie du sie vorgefunden hast – oder besser. Nimm Rücksicht auf Tiere – sie sind in der Natur zu Hause, wir sind nur zu Gast!

Meine Zusammenfassung von „Leave No Trace for Bikepackers

Tourenplanung

Meine Touren plane ich im ersten Schritt immer mit Komoot. Bei der Auswahl des Tourenprofils variiere ich zwischen Gravelbike, Fahrrad und Rennrad – je nachdem, ob ich eher auf asphaltierten Straßen, Radwegen oder abseits unterwegs sein will und wie viel Zeit ich für die Strecke habe. Wenn meine Route viele Höhenmeter oder Anstiege beinhaltet, schaue ich mir die Steigungen im Nachgang mit dem kostenlosen Online-Tool GPX Viewer im Detail an.

Sehr praktisch ist auch das Tool BRouter, mit dem sich neben Radrouten auch Zugstrecken abbilden lassen. Das ermöglicht es, mögliche Ausstiegspunkte schon vorab zu definieren. Für mich, als jemand der ausschließlich mit dem Zug an- und/oder abreist, super praktisch.

Hilfreich ist außerdem die Themenkarte „Radfahren“ auf flosm.org mit Trinkwasserstellen, Unterständen und vielen weiteren radrelevanten POIs (Points of Interest).

Und last but not least: Ich nutze Overpass Turbo, um mir genau die POIs von OpenStreetMap auf meiner Route anzeigen zu lassen, die ich benötige. Beim Erstellen der API-Abfragen kannst du dir im Zweifel auch von ChatGPT helfen lassen.

Die fertigen Routen synchronisiere ich dann via Komoot auf meinen Wahoo.

Taschen und Gepäck

Bei den Radtaschen hat sich über die Zeit einiges angesammelt, tatsächlich kommt jedoch mit wenigen Ausnahmen immer dasselbe Setup zum Einsatz.

Meine Taschensammlung:

Typisches Setup:

  1. Lenkertasche: Schlafsack, Biwaksack
  2. Satteltasche: Isomatte, Wechselkleidung und alles andere
  3. Optional: Accessory-Pack oder Rahmentasche: Kleinigkeiten für unterwegs wie Schloss, Kreditkarte etc.

Wie gesagt: Ich bin sehr minimalistisch unterwegs. Also kein Zelt, keine extra Wechselkleidung fürs Radfahren, keine Kochutensilien. Wenn du dich für deine Touren anders entscheidest, wirst du eventuell weitere Taschen benötigen. Ich selbst benutze – bis auf ein paar kleine Taschen für Tagestouren – ausschließlich Taschen von Ortlieb. Diese sind im Vergleich zu anderen Anbietern wie z. B. Cyclite oder Apidura zwar etwas schwerer, dafür aber 100 % wasserdicht und extrem robust. Und wenn doch mal etwas kaputtgeht, gibt es immer Ersatzteile.

    Packliste

    Tarp-Eigenbau aus Plane und Fahrrad als Halterung
    Tarp-Eigenbau aus Baumarktplane, Schnüren und dem Fahrrad als Halterung

    Das nehme ich mit:

    • Radfahren: Trägerhose, Trikot, Regenjacke, Buff (wiegt nichts und kann als Mütze, Schal oder vollgestopft notfalls als Kissen dienen), Handschuhe, Radschuhe (MTB-Schuhe Giro VR Rumble, mit denen kann ich super laufen und so auf Ersatzschuhe verzichten). Je nach Wetter: Arm- und Beinlinge, Überschuhe etc.
    • Ersatzkleidung: Warm oder kalt, kurze Laufhose oder Zip-Off-Hose, T-Shirt oder Longsleeve, Fleece oder Daunenjacke.
    • Schlafen: Schlafsack (dick oder dünn je nach Temperatur), Luftmatratze, Biwaksack, optional Tarp (Eigenbau).
    • Hygiene: Zahnbürste, Sportcreme (aka „Arschcreme“, geht auch als Lippenbalsam), Nagelknipser, Mini-Taschenmesser
    • Erste Hilfe: Notfalldecke, Zeckenzange, Pflaster, Schmerztabletten, Mullbinde, Leukoplast
    • Werkzeug: Ersatzschlauch und Flickzeug (für mehr als einen Platten), Multitool, Mini-Luftpumpe, Ersatz-Schaltauge, Kettenschloss, Kettenwachs
    • Beleuchtung: Rücklicht (Bontrager Flare R und bei Nachtfahrten zusätzlich ein kleines Mini-Rücklicht als Notfalllösung), Frontlicht (Lezyne 800+, lässt sich via USB-C und Powerbank auch während der Fahrt laden)
    • Sonstiges: Handy, Powerbank (26.800 mAh), Kopfhörer, Kabelschloss (für Tankstellen- oder Bäckerstopps)

    Mein Tipp: Mach dir eine eigene digitale Packliste, damit du nicht bei jeder Tour von vorne anfangen musst. So kannst du beim Packen abhaken und nach der Tour ggf. Dinge ergänzen, die dir fehlten, oder Hinweise notieren, warum etwas gut oder schlecht war.

    Das nehme ich bewusst nicht mit:

    • Ersatzschuhe: Mit den MTB-Schuhen Giro VR Rumble komme ich super klar.
    • Wechselkleidung fürs Rad: Im Zweifel lässt sich die Kleidung schnell waschen – auch unterwegs – und beim Fahren wieder trocknen. Ein Regenschauer wäre ja nichts anderes.
    • Zelt: Bushaltestelle, Supermarktdach oder Tarp (Eigenbau) reichen mir völlig.

    So verteile ich das Gepäck:

    Im Prinzip kannst du dein Gepäck nach verschiedenen Kriterien auf die Taschen verteilen: Muss ich schnell dran oder nicht, schwer oder leicht usw. Mir sind zwei Dinge besonders wichtig: Stabilität und Praktikabilität.

    • Stabilität: Das Rad soll sich gut fahren lassen, die Taschen dürfen nicht wackeln und müssen gleichmäßig gepackt sein.
    • Praktikabilität: Ein „Thema“ (z. B. Panne, Kleidung) sollten nicht auf mehrere Taschen verteilt sein, damit ich unterwegs nicht lange suchen muss.

    Das bedeutet: Schwere Dinge (Powerbank, Hygiene, Flickzeug, Luftmatratze) kommen bei mir in die Satteltasche, möglichst weit hinten. Mit dünner Kleidung (z. B. T-Shirt) fülle ich die Lücken. Dann folgt die restliche Kleidung und zuletzt ggf. die Jacke. In die Lenkertasche kommen Schlafsack und Biwaksack – gut stopfbar, relativ leicht und erst abends benötigt.

    Das solltest du sonst noch wissen:

    Wenn dein An- und Abreiseort identisch sind, kannst du Angebote zur Gepäckaufbewahrung wie Luggage Hero nutzen. So kannst du bei längeren An- bzw. Abreisen Dinge wie frische Kleidung oder Transporttaschen lagern und bist beim Reisen mit der Bahn flexibler.

    Mein Tipp: Nutze Packstationen von DHL, um Kleidung oder Ausrüstung an den Zielort deiner Tour zu schicken. Pakete 📦 bleiben dort bis zu sieben Kalendertage abrufbar – wenn du sie nicht abholst gehen sie zurück an dich als Absender. So kannst du entspannt fahren, ohne alles mitnehmen zu müssen. Für längere Touren: Schicke Dinge an Packstationen unterwegs und lege eine fast leere Klebebandrolle ins Paket. So kannst du die alten Sachen direkt tauschen, das Paket neu verschließen und zurücksenden. Praktisch und flexibel!

    Übernachten

    Der für mich wichtigste Punkt beim Übernachten ist, dass die trockenen Sachen für die Nacht auch wirklich für die Nacht bleiben. Das bedeutet: Egal wie nass es unterwegs wird, Schlafsack und Wechselkleidung bleiben eingepackt.

    Schlafplatz unter Weinreben in Südtirol
    Schlafplatz unter Weinreben in Südtirol

    Bislang habe ich immer draußen übernachtet, da genau das für mich den Reiz und das Besondere ausmacht: Der Himmel über einem, die Geräusche der Nacht ganz direkt. Und bisher hat immer alles gut geklappt – trotz (oder gerade wegen 🤔) Besuch vom Igel oder Wildschweinen. Falls auf meinen Touren möglichweise mit Regen zu rechnen ist, nehme ich mein Tarp mit, damit zumindest der Kopfbereich trocken bleibt.

    Das berücksichtige ich beim Schlafplatz:

    • Möglichst weit genug weg von Häusern, um nicht von „Gassigängern“ überrascht zu werden. Ein Blick auf Google Maps (Satellitenansicht) hilft.
    • Vorab schauen, wie lange es morgens zum nächsten Bäcker/Supermarkt dauert und wie die Öffnungszeiten sind.
    • Möglichst ebener Untergrund, im Zweifel leichtes Gefälle vom Kopf zu den Füßen, nicht seitlich.
    • Wertsachen und Wichtiges kommen mit in den Schlafsack, alles andere in die Taschen. Schuhe umdrehen, dann bleiben sie trocken.
    • Generell suche ich leicht versteckte Plätze und decke reflektierende Elemente (z. B. an Packtaschen) zusätzlich ab.

    Natürlich gibt es je nach Gebiet, Bundesland oder Land spezielle Vorschriften zum Übernachten im Freien. Darauf gehe ich hier nicht näher ein. In der Regel ist Zelten verboten, Biwakieren bewegt sich in einer Grauzone. Erkundige dich also ausreichend – und lass dich im Zweifel nicht erwischen. Und: Halte dich immer (!) an die einzige indiskutable Regel.

    Diese Webseiten 🖥️ und Apps 📱 können dir beim Finden von Schlafplätzen helfen:

    • 🖥️ CampWild: Biwakplätze, Schutzhütten und Unterstände weltweit, mit Filtermöglichkeiten.
    • 🖥️ Trekkingtrails: Trekking- und Biwakplätze in Deutschland.
    • 🖥️ Udinaturen: Frei übersetzt „Raus in die Natur“. Hier findest du weit über 1.000 Shelter in Dänemark.
    • 🖥️ Book en Shelter: Webseite mit den buchbaren Sheltern in Dänemark und der Möglichkeit Verfügbarkeit zu prüfen und die Reservierung direkt vorzunehmen.
    • 📱 Shelter: Standorte von Sheltern in Dänemark (iOSAndroid).
    • 📱 Shelto: Schutzhütten, Trinkwasserstellen und weitere Standorte. Verfügbar für iOS und Android
    • 🖥️ Wildes Schleswig-Holstein: Legale und kostenlose Trekkingplätze in Schleswig-Holstein.
    • 🖥️📱 Komoot: Natürlich kannst du in der Tourenplanung bei Komoot Schutzhütten etc. aktivieren. Meine Erfahrung zeigt aber, dass alternative Anbieter häufig noch mehr Plätze im Angebot haben.

    Bei all diesen Tools benötigst du Internet.

    Ernährung

    Pommes und Bier in Amsterdam
    Pommes und Bier in Amsterdam

    Machen wir es kurz. Da ich keinen Kocher oder sonstige Dinge dabei habe beschränke ich mich auf zwei Möglichkeiten der Kalorienzufuhr:

    1. Haltbare Nahrung in Form von Riegeln, Gels oder Pulver. Hier habe ich insbesondere mit Iso-Pulver gute Erfahrungen gemacht, indem ich es vorher in kleinen Tütchen portioniere und dann beim Nachfüllen der Flaschen nur zugeben muss.
    2. Supermärkte, Tankstellen, Restaurants: Hier nehme ich was auf der Strecke liegt, erreichbar ist und mir im besten Fall einen Blick auf mein Fahrrad ermöglicht – ergänzend zum ABUS Kabelschloss. Kulinarisch reicht das vom Snickers an der Tankstelle bis zu Besuch beim Italiener am Gardasee.

    Meine drei Must-haves ...

    ... die bei mir auf keiner Tour fehlen dürfen:

    1. Mini-Faltrucksack: Lässt sich winzig klein zusammenpacken, passt in die Trikottasche und ermöglicht es, z. B. Einkäufe auf den letzten Metern bis zum Schlaf- oder Pausenplatz zu transportieren.
    2. Powerbank: Mit 26.000 mAh habe ich ausreichend Strom, um Handy, Wahoo und Licht mehrmals zu laden. So bin ich auf Touren mit ein bis zwei Übernachtungen nicht auf Lademöglichkeiten unterwegs angewiesen.
    3. Teelöffel: Klein, handlich und reicht unterwegs für alles – egal ob Eis, Nudeln oder Joghurt und selbst Brötchen lassen sich so beschmieren.

    Los geht's

    Am Ende musst du deine eigenen Erfahrungen sammeln. Geh raus, hab Spaß. Geh wieder raus, mach Dinge anders. Mach deine eigenen Erfahrungen. Und geh es entspannt an. Für die meisten von uns gilt doch: Was zählt ist das Unterwegssein, nicht dass möglichst schnell am Ziel sein.

    Was sind deine Tipps beim Bikepacking? Welche kleinen Tricks helfen dir?

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