Overnighter von Schwerin nach Berlin: 300 Kilometer mit dem Fahrrad zur VELO Berlin

Beitrag vom 11.05.2025

Overnighter von Schwerin nach Berlin: 300 Kilometer mit dem Fahrrad zur VELO Berlin

Ein Bericht über meine kurze Bikepacking-Tour durchs sehr einsame und sehr, sehr sandige Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg bis aufs Tempelhofer Feld in Berlin zur VELO 2025.

Inhalt: Route | Tourbericht | Fotos | Packliste | Fazit

Warum nicht das Schöne mit dem Schönen verbinden und die Anreise zum Fahrradfestival auch gleich mit dem Fahrrad gestalten? Das war meine Idee. Da ich die Strecke Hannover–Berlin bereits kannte, fuhr ich am Freitagmittag mit dem Regionalzug nach Schwerin, um von dort aus nach Berlin zu radeln. Die geplante Strecke war rund 300 Kilometer lang, führte überwiegend durchs Grüne, und der Schlafplatz war – wie immer – nicht geplant. Nur der grobe Zeitrahmen stand fest: Die Messe öffnete am Samstag um 10 Uhr, und ich wollte möglichst viel vom Tag mitnehmen, bevor es abends mit dem Zug zurück nach Hannover ging.

Route

Meine Route hatte ich wie gewohnt vorab über Komoot geplant. Sie führte durch den Naturpark Nossentiner/Schwinzer Heide, entlang des Krakower Obersees und des Kölpinsees bis nach Waren an der Müritz. Dann weiter in den Müritz-Nationalpark, durch die Uckermärkischen Seen bis nach Berlin.

Karte

 

Etappen

Ursprünglich hatte ich geplant, die Tour in zwei Etappen à 200 und 100 Kilometern zu fahren. Durch die sehr sandigen Passagen zu Beginn und eine Routenänderung am zweiten Tag wurden es am ersten Tag etwas weniger und am zweiten Tag etwas mehr Kilometer. Aber genau diese Flexibilität ist ja das Schöne am Radreisen ohne feste Übernachtungsplätze.

  1. Schwerin — Feldrand in der Nähe von Godendorf, 171 Kilometer
  2. Godendorf — Tempelhofer Feld in Berlin, 122 Kilometer

Tour bei Komoot ansehen

Tourbericht

Tag 1, Freitag

Start der Tour hinein in den Wald bei Schwerin
Start der Tour hinein in den Wald bei Schwerin

Los ging es am frühen Nachmittag am Hauptbahnhof Schwerin, dann auf der Südseite entlang des Schweriner Sees, bevor es hinein in den Wald ging. Das Wetter war perfekt: Sonne und 16 Grad. Auf anspruchsvollem, aber gut fahrbarem Schotter ging es durch die Schwinzer Heide – hier war wirklich nichts los.

Die Strecke wurde zunehmend fordernder, insbesondere durch stellenweise tiefen Sand, durch den ich mich mühsam durchpflügen musste. Dicker Gang, Druck aufs Pedal, Unterlenker greifen und das Rad machen lassen. Etwa bei Kilometer 50, kurz vor Dobbertin, wurde der Weg immer abenteuerlicher – Äste, Schlaglöcher, Bäume auf dem Weg. Und dann passierte es: Ein Ast geriet ins Vorderrad, das sofort blockierte. Ich machte einen unfreiwilligen Salto über den Lenker und landete im Wald. Zum Glück ist mir nichts Ernstes passiert – ein paar Schrammen an Beinen und Händen und ne Rippenprellung. Die tut schon etwas weh. Das Rad hatte nur einen verdrehten rechten Schaltgriff. Ich rappelte mich auf und fuhr weiter.

Mein Tipp: Pflaster, Mullbinde und Leukoplast-Tape immer dabei haben. Besonders in abgelegenen Gegenden kann es außerdem hilfreich sein, sich den letzten Ort (oder eine prägnante Stelle) zu merken, durch den man gefahren ist. So kannst du im Notfall, selbst ohne Internet, besser beschreiben, wo du dich befindest.

Im nächsten Ort überlegte ich, wie es weitergehen sollte. Bei dem Tempo würde ich es nicht rechtzeitig nach Berlin schaffen, und die Nacht durch den Wald zu fahren war keine gute Idee. Ich entschied mich, die Route umzuplanen – mehr befestigte Wege, weniger Überraschungen.

So ging es weiter in Richtung Krakower Obersee, mitten durch die wunderschöne Mecklenburgische Seenplatte. Noch immer begegnete mir kaum jemand. Nach rund 100 Kilometern erreichte ich den Kölpinsee, nach etwa 120 Kilometern war ich in Waren an der Müritz. Inzwischen war es 19 Uhr – Zeit für eine Stärkung.

Abendessen in Waren an der Müritz
Abendessen in Waren an der Müritz

Beim Italiener im Hafen füllte ich meine Speicher mit Penne 🍝, Cola und Espresso ☕ auf. Dann ging es weiter durch traumhafte Wälder in Richtung Neustrelitz. Kiefern und Blaubeerbüsche prägten das Bild im Müritz-Nationalpark. Gegen 21 Uhr wurde es langsam dunkel, die letzte Stunde fuhr ich mit Licht. Wieder ging es durch sandige Abschnitte – irgendwann reichte es, und ich wechselte auf eine Bundesstraße.

Gegen 22 Uhr fand ich südlich von Godenberg, am Waldrand, einen Platz zum Schlafen. Draußen war es erstaunlich hell – am nächsten Tag war Vollmond. Erschöpft, aber zufrieden, kroch ich in den Schlafsack. In der Nacht wurde ich mehrmals von Rehen geweckt, die ganz in der Nähe grasten. Wenn ich mich bewegte, raschelte der Schlafsack – und sie flüchteten. Das passierte zwei- bis dreimal.

Tag 2, Samstag

Schlafplatz mit fertig gepackten Sachen
Schlafplatz mit fertig gepackten Sachen

Ich wachte gegen 5 Uhr auf. Noch im Schlafsack entschied ich, die Route erneut zu ändern: Statt über Templin, die Schorfheide und Eberswalde wollte ich auf den bekannten Fernradweg Berlin–Kopenhagen wechseln, um sicher und unkompliziert nach Berlin zu kommen. Um 5:30 Uhr war alles gepackt – los ging’s Richtung Süden. Nach 15 Kilometern, kurz hinter Fürstenberg/Havel, stieß ich auf den Radweg.

Nach 50 Kilometern erreichte ich Zehdenick wo es den ersten Bäcker auf der Strecke gab. Endlich Frühstück. Danach lagen noch rund 70 Kilometer vor mir.

Auf super Wegen ging es entlang des Voßkanals nach Liebenwalde und dann entlang des Oder-Havel-Kanals nach Oranienburg. Auch hier war es ruhig – kaum Radfahrende, kaum Autos. Und ich habe in einem kleinen Seitenarm der Havel sogar noch ganz dicht neben mir zwei Kraniche gesehen.

Ab Oranienburg wurde es dann deutlich voller und die Anzahl an roten Ampeln nahm merklich zu. Ich durchfuhr die Stadtteile Reinickendorf, Wedding, Berlin-Mitte und Kreuzberg und erreichte schließlich um 10:30 Uhr das Tempelhofer Feld.

Angekommen auf der VELO Berlin 2025

Malte Hempel auf der VELO Berlin 2025

Angekommen auf der VELO Berlin 2025

Plakat der VELOBerlin
Plakat der VELO Berlin (Quelle: Velokonzept GmbH)

Die Ankunft war völlig unkompliziert. Hatte ich mir vorher noch Sorgen gemacht, ob es bewachte Fahrradstellplätze gibt, bekam ich einfach ein Bändchen für mich und mein Rad – und los ging’s aufs Messegelände. Nachdem ich mich zwischen Ausstellerautos umgezogen hatte, stand ich wenig später in kurzer Hose und T-Shirt auf dem Festival.

Neben verschiedenen Rennformaten (Lastenrad, Fixie, Straße etc.) gab es spannende Vorträge zu Verkehrsplanung, Ultra-Bikepacking und vielem mehr. Firmen und Organisationen präsentierten draußen und drinnen ihre Neuheiten – Fahrräder, Komponenten, Reiseregionen, Ausrüstung usw. Und nicht nur das Programm war bunt – auch das Publikum war unglaublich vielfältig. Richtig, richtig nette Stimmung. Radfahren ist eben so viel mehr als Tour de France und Diamantrahmen. 💚💙

Am Abend ging es dann mit dem Zug zurück nach Hannover.

Fotos

Hier einige Eindrücke meiner Tour – vom Start in Hannover bis zur Rückfahrt im vollen ICE aus Berlin.

 

Packliste

Am Körper

 

Am Rad

Fazit

Richtig schöne Gegend – perfekt zum Radfahren. Ohne Zeitdruck sind auch die Wälder und offenen Flächen ein echtes Abenteuer wert. Für Einsteiger und Sicherheitsbewusste Menschen besser zu zweit, denn wenn hier etwas passiert, ist weit und breit wirklich niemand.

Der Fernradweg Berlin–Kopenhagen ist sehr gut zu fahren. Den Dänischen Teil kenne ich von früheren Touren – zum Beispiel von der Insel Møn.

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